5 Übungen um Dialoge zu lernen Inspirationen von Sanford Meisner
Kennt ihr das Gefühl? Ihr steht auf der Bühne, der Text sollte sitzen, aber er wirkt irgendwie steif. Authentizität ist das Ziel, aber die Dialoge fühlen sich an wie ein Knoten im Gehirn. Keine Sorge, das geht vielen so! Vor Kurzem nahm ich an einem beeindruckenden Meisner-Workshop mit dem fabelhaften Nicholas Humphrey in Heidelberg teil. Aus dieser Erfahrung und meinem eigenen Theaterleben möchte ich euch einige Übungen vorstellen.
Die Meisner-Technik lehrt uns, den Text nicht als isolierte Aussagen zu betrachten, sondern als Reaktionen auf das Gesagte - ein Tanz zwischen den Zeilen, sozusagen. Ein bisschen wie ein Surfer, der auf den Wellen der Emotionen reitet, während der Text seine “Welle” findet, um mit einem Zitat von Stanford Meisner zu sprechen: “Der Text ist wie ein Kanu, und der Fluss, auf dem es treibt, ist die Emotion.”
Unser Ziel mit diesen Übungen ist es, den Text so mühelos wie möglich zu sprechen. Keine übertriebene Betonung, keine aufgesetzte Emotion - einfach purer roboterhaft-monotoner Text, der automatisch fließt und Platz für die wahre Reaktion auf das Geschehen lässt. Die Bedeutung entsteht automatisch aus unserer Reaktion (“Schauspiel ist Reaktion“, wie Meisner es so schön ausdrückt)
Diese Übungen sind perfekt, um Dialoge zu üben. Man kann sie aber auch für Monologe anpassen. Sie eigenen sich sowohl für Paare als auch für Gruppen. In Paaren könnt ihr entweder mit individuellen Texten arbeiten oder den gleichen Text gemeinsam lernen.
1. Ballübung
Jedes Paar bekommt einen Ball. Nur wer den Ball hat, darf sprechen. Nachdem ihr euren Text gesagt habt, werft ihr den Ball eurem Partner zu. Ihr könnt den Schwierigkeitsgrad erhöhen, indem ihr die Distanz zwischen euch vergrößert.
2. Balljagd
Wieder schnappt sich jedes Paar einen Ball. Diesmal hat zuerst der Nicht-Sprechende den Ball. Die Aufgabe des Sprechenden ist es, den Ball zu ergattern, während der Ballbesitzer alles daran setzt, den Ball zu behalten. Sobald die Phrase vollendet ist, gibt der Ballbesitzer den Ball weiter und die Jagd beginnt in vertauschten Rollen.
3. Flaschentausch
Ihr steht euch gegenüber, jeder mit einer Wasserflasche in der Hand. Der Sprechende (A) hat die Flasche. Beim Rollentausch schnappt sich der nächste Sprechende (B) aktiv die Flasche - ohne dass A sie übergibt. Ziel ist es, die Phrasen nahtlos ineinander übergehen zu lassen (Anschluss!), wieder keine Betonung.
4. Dirigieren
Die Gruppe steht im Kreis. Ein “Dirigent” steht in der Mitte und zeigt nacheinander auf einzelne Personen im Kreis. Die ausgewählte Person muss direkt den nächsten Textabschnitt oder die nächste Zeile des Dialogs anfügen. Ein Übungsspiel, um schnelles und spontanes Reagieren auf den Text zu fördern
5. Text und … Action!
Diese Spiele lenken den Fokus auf den Körper. Der Text ist wichtig, aber er ist nicht der einzige Star auf der Bühne. Das heißt der Text (ohne Betonung) wird zum laufenden Spiel hinzugefügt.
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Klatsch-Spiel: Die Spieler haben drei Optionen: Klatschen mit beiden Händen nach oben, nach links oder nach rechts. Der Rhythmus wird durch einen Klatscher angegeben, gefolgt von einer Richtungsangabe. Wenn beide in die gleiche Richtung klatschen, dann klatscht ihr vorne zusammen.
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Spiegelspiel: Eine Person führt, die andere spiegelt. Es ist wie ein Tanz mit einem magischen Spiegel.